Warum das Wetter in die Knochen fährt
Wechselhaftes Wetter macht vielen Menschen buchstäblich zu schaffen – es "fährt in die Knochen". Symptome wie Zerschlagenheitsgefühl, wandernde Schmerzen sowie geschwollene und steife Gelenke gehören für viele Betroffene zum Alltag. Besonders Menschen mit Gelenkproblemen leiden unter Wetterumschwüngen. In Deutschland sind schätzungsweise fünf bis acht Millionen Menschen von Arthrose betroffen, und 60 bis 90 Prozent von ihnen reagieren empfindlich auf Wetterveränderungen.
Arthrose, eine degenerative Gelenkerkrankung, betrifft vor allem ältere Menschen, kann aber auch Jüngere treffen. Zu den Hauptursachen zählen langjährige Überbeanspruchung, Übergewicht, Unfälle oder Fehlstellungen der Gelenke. Die typischen Symptome reichen von Schmerzen bis hin zu Bewegungseinschränkungen in den betroffenen Gelenken und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Drei Faktoren für Wetterfühligkeit
Doch damit nicht genug. Tatsache ist, dass feuchtkühles Wetter den Gelenken noch mehr zusetzt. Folgende drei Faktoren können Gelenkprobleme auslösen: sinkende Temperatur, steigende Luftfeuchtigkeit und fallender Luftdruck. Gemeinsam verstärken sie die Schmerzempfindlichkeit und schränken die Beweglichkeit ein.
1. Sinkende Temperatur
Mechanismus:
Bei niedrigen Temperaturen ziehen sich die Muskeln, Sehnen und Bänder zusammen. Dies geschieht als natürliche Reaktion des Körpers, um Wärme zu speichern und die Durchblutung lebenswichtiger Organe zu sichern. Doch diese Kontraktion hat Nebenwirkungen: Der Bewegungsspielraum der Gelenke wird eingeschränkt, und die Belastung auf die Gelenkflächen nimmt zu. Besonders betroffen sind Gelenke, die bereits durch Arthrose oder andere Erkrankungen geschädigt sind.
Auswirkungen:
- Durch die erhöhte Muskelspannung entsteht ein zusätzlicher Druck auf die Gelenkflächen.
- Schmerzrezeptoren in der Gelenkumgebung nehmen den erhöhten Druck wahr und senden Schmerzsignale an das Gehirn.
- Dieser Prozess kann insbesondere bei kaltem und feuchtem Wetter zu einer deutlichen Zunahme der Beschwerden führen.
Beispiele:
Typische Bereiche, die durch Temperaturveränderungen betroffen sind, sind die Knie- und Hüftgelenke sowie kleine Gelenke in den Händen. Patienten berichten häufig von einem "steifen" Gefühl in den Gelenken.
2. Steigende Luftfeuchtigkeit
Mechanismus:
Eine hohe Luftfeuchtigkeit verstärkt die kühlende Wirkung der Umgebungstemperatur. Dies geschieht, weil Feuchtigkeit die Wärmeleitfähigkeit der Luft erhöht, sodass der Körper schneller Wärme verliert. Gelenke, die nicht ausreichend von Muskeln und Fettgewebe geschützt sind, kühlen schneller aus. Zusätzlich zu den Mechanismen aus Punkt eins beeinträchtigt dies die Funktion der Gelenkflüssigkeit, die normalerweise wie ein Schmiermittel wirkt.
Auswirkungen:
- Die Kälte in Kombination mit Feuchtigkeit verlangsamt die Durchblutung in den betroffenen Bereichen.
- Dies führt zu einer weiteren Versteifung der Gelenke und verschärft bereits bestehende Schmerzen.
- Entzündliche Prozesse können verstärkt werden, da kalte und feuchte Bedingungen die Immunantwort im Gelenkgewebe beeinflussen.
Beispiele:
Menschen mit rheumatischen Erkrankungen oder entzündlichen Gelenkbeschwerden wie Arthritis leiden bei hoher Luftfeuchtigkeit. Der Zusammenhang zwischen Luftfeuchtigkeit und Schmerzintensität ist wissenschaftlich gut dokumentiert.
3. Fallender Luftdruck
Mechanismus:
Ein sinkender Luftdruck ist ein typisches Merkmal bei Wetterumschwüngen, insbesondere vor Regen oder einem Sturm. Der Luftdruck wirkt normalerweise als externer "Gegendruck", der auf den menschlichen Körper einwirkt. Wenn dieser Druck sinkt, dehnen sich Gewebe im Körper leicht aus, insbesondere solche mit einem hohen Flüssigkeitsanteil, wie Gelenkkapseln und Schleimhäute.
Auswirkungen:
- Die Gelenkkapsel dehnt sich bei sinkendem Luftdruck minimal aus, was zu Schwellungen im Gelenkbereich führen kann.
- Diese Schwellung übt zusätzlichen Druck auf die Schmerzrezeptoren aus, was die Schmerzwahrnehmung verstärkt.
- Menschen mit chronischen Gelenkproblemen nehmen diese Schwankungen besonders intensiv wahr, da ihre Gelenke oft bereits entzündet oder geschädigt sind.
Beispiele:
Viele Patienten mit Arthrose oder Rheuma berichten, dass sie "Wetterwechsel" in ihren Gelenken spüren können, oft Stunden bevor ein Sturm oder Regen einsetzt.
Tipps bei Wetterfühligkeit
Achten Sie auf wetterbedingte Veränderungen Ihres Wohlbefindens und treffen Sie vorbeugende Maßnahmen.
Wärmezufuhr
Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Wärmezufuhr. Wärme entspannt die Muskulatur, fördert die Durchblutung und kann so Schmerzen und Verspannungen in den Gelenken reduzieren. Besonders hilfreich sind Wärmepflaster, Heizkissen oder warme Bäder, die gezielt auf die betroffenen Gelenke angewendet werden können. Auch das Tragen von Thermokleidung oder Kniewärmern schützt empfindliche Gelenke vor Kälte und verhindert, dass sie auskühlen. Regelmäßige Saunagänge können ebenfalls hilfreich sein, da sie die Durchblutung fördern und die Muskulatur lockern.
Moderate Bewegung
Neben der Wärme spielt auch die richtige Bewegung eine entscheidende Rolle. Gelenke profitieren von moderater, gelenkschonender Aktivität, die die Durchblutung anregt und die Gelenkflüssigkeit geschmeidig hält. Besonders geeignet sind Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder sanftes Yoga. Wichtig ist jedoch, Überlastungen zu vermeiden, da diese die Beschwerden verstärken können. Regelmäßige Dehnübungen oder Physiotherapie helfen, die Beweglichkeit zu fördern und die umliegende Muskulatur zu stärken, was die Gelenke zusätzlich entlastet.
Gesunde Ernährung
Ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist die Ernährung. Eine entzündungshemmende Kost kann helfen, die Schmerzempfindlichkeit zu reduzieren. Dazu gehören Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, wie fetter Fisch (z. B. Lachs oder Makrele), Walnüsse oder Leinöl. Auch frisches Obst und Gemüse, insbesondere solche mit hohem Gehalt an Antioxidantien, wie Beeren, Brokkoli oder Spinat, können dazu beitragen, Entzündungen im Körper zu bekämpfen. Es ist ratsam, stark verarbeitete Lebensmittel sowie Zucker und gesättigte Fette zu reduzieren, da diese Entzündungsprozesse fördern können.
Zugluft vermeiden
Eine gute Vorbereitung auf wetterbedingte Schwankungen ist ebenfalls wichtig. Menschen mit wetterfühligen Gelenken sollten bei bevorstehenden Wetterumschwüngen auf ihre Körpersignale achten und rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Bei nasskaltem Wetter kann das Vermeiden von Zugluft und Feuchtigkeit hilfreich sein. Wenn ein Spaziergang im Freien geplant ist, sollte man darauf achten, sich angemessen warm zu kleiden und wetterfeste Schuhe zu tragen, um die Gelenke zu schützen.
Stresslevel senken
Darüber hinaus ist Stressbewältigung ein oft übersehener Faktor. Chronische Schmerzen können durch Stress verstärkt werden, da der Körper in Stresssituationen vermehrt entzündungsfördernde Hormone ausschüttet. Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren und so die Schmerzwahrnehmung positiv zu beeinflussen.
Mit einem bewussten Lebensstil, einer individuell abgestimmten Kombination aus Wärme, Bewegung, Ernährung und Stressmanagement können Betroffene auch bei ungünstigen Wetterverhältnissen besser mit ihren Gelenkerkrankungen umgehen und ihre Lebensqualität verbessern.