
Coenzym Q10 – Lebenswichtiger Zellbaustein mit Energiekraft
Energie ist das Lebenselixier jeder einzelnen Körperzelle.
Ob Herzmuskel, Leber, Gehirn oder Immunsystem – sie alle sind auf die zuverlässige Produktion von Zellenergie angewiesen. Dabei spielt ein körpereigener Stoff eine zentrale Rolle: Coenzym Q10, auch bekannt als Ubichinon. Es unterstützt die Mitochondrien – die Kraftwerke unserer Zellen – bei der Produktion von ATP, der universellen Energieeinheit des Körpers[1]. Darüber hinaus wirkt es als starkes Antioxidans und schützt unsere Zellen vor schädlichen freien Radikalen[2]. Doch die körpereigene Produktion nimmt mit dem Alter ab, und auch bestimmte Erkrankungen oder Medikamente können den Q10-Spiegel im Körper deutlich senken[3][4].
Dieser Artikel erklärt verständlich und fundiert, was Coenzym Q10 ist, welche Aufgaben es erfüllt, in welchen Lebensmitteln es vorkommt und warum eine gezielte Ergänzung in vielen Lebensphasen sinnvoll sein kann.
Was ist Coenzym Q10?
Coenzym Q10 ist ein vitaminähnlicher, fettlöslicher Nährstoff, den unser Körper selbst aus Tyrosin und Mevalonat synthetisieren kann[5]. Chemisch handelt es sich um ein Chinon mit zehn Isopren-Einheiten, was auch seinen Namen erklärt: Q10. Der Begriff "Ubichinon" stammt vom lateinischen „ubique“ – was „überall“ bedeutet – und beschreibt treffend seine universelle Verbreitung im menschlichen Organismus. Es befindet sich in jeder Körperzelle, vor allem aber in Organen mit hohem Energiebedarf wie dem Herz, der Leber oder den Nieren[6].
Coenzym Q10 existiert in zwei biologisch aktiven Formen:
- Ubichinon (oxidierte Form)
- Ubichinol (reduzierte, antioxidativ wirksame Form)
Der Körper kann zwischen beiden Formen wechseln, je nachdem, ob gerade Energie produziert oder oxidative Schäden abgewehrt werden müssen[7].
Aufgaben und Wirkmechanismen im Körper
1. Energiegewinnung in den Mitochondrien
Q10 ist unverzichtbar für die zelluläre Energieproduktion. Es wirkt als Elektronentransporter innerhalb der Atmungskette in den Mitochondrien. Dort überträgt es Elektronen von Komplex I und II zu Komplex III – ein essenzieller Schritt bei der Bildung von ATP[8]. Ohne Q10 würde dieser Energiefluss kollabieren.
2. Antioxidativer Zellschutz
Neben seiner Funktion in der Atmungskette agiert Q10 auch als effektives Antioxidans. Es schützt Zellmembranen und Lipide vor oxidativer Zerstörung durch freie Radikale[9][10]. Besonders die reduzierte Form – Ubichinol – kann direkt oxidative Schäden neutralisieren und zur Regeneration von Vitamin E beitragen[11].
3. Stabilisierung der Zellmembran
Q10 ist struktureller Bestandteil der Zellmembranen und trägt zur Stabilität und Fluidität dieser wichtigen Barriere bei. Dies ist insbesondere für Herzmuskelzellen und Nervenzellen von Bedeutung[12].
4. Unterstützung des Immunsystems
Ein ausgeglichener Q10-Spiegel kann Immunzellen in ihrer Funktion unterstützen, insbesondere bei älteren Menschen, deren Energieproduktion natürlicherweise sinkt[13].
Wo kommt Q10 natürlich vor?
Der Körper kann Coenzym Q10 selbst herstellen, allerdings nimmt diese Fähigkeit mit dem Alter und unter bestimmten Einflussfaktoren ab[14]. Zusätzlich kann Q10 über die Nahrung aufgenommen werden. Besonders reichhaltige Quellen sind:
Lebensmittel | Q10-Gehalt (mg pro 100 g) |
---|---|
Rinderherz | 113 mg |
Schweineleber | 22,7 mg |
Sardinen | 6,75 mg |
Makrele | 5,0 mg |
Brokkoli | 1,5 mg |
Spinat | 2,1 mg |
Sojabohnenöl | 1,2 mg |
Vollkornprodukte | 0,7 mg |
Pflanzliche Quellen enthalten deutlich weniger Q10 als tierische. Bei vegetarischer oder veganer Ernährung kann die tägliche Aufnahme daher sehr gering ausfallen[15].
Warum sinkt der Q10-Spiegel?
1. Alter
Bereits ab dem 30. Lebensjahr nimmt die körpereigene Q10-Produktion ab. Bei 50- bis 60-Jährigen kann sie nur noch bei etwa 60 % des jugendlichen Wertes liegen[16].
2. Medikamente – insbesondere Statine
Statine hemmen die körpereigene Cholesterinsynthese – und damit auch die Bildung von Mevalonat, einer Vorstufe von Q10. Studien zeigen, dass Menschen unter Statintherapie oft stark reduzierte Q10-Spiegel im Blut aufweisen[17][18].
3. Erkrankungen
Kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, neurodegenerative Erkrankungen und chronische Entzündungsprozesse sind häufig mit verringerten Q10-Spiegeln assoziiert[19][20].
4. Mangelhafte Ernährung
Eine stark verarbeitete, fettarme oder vegetarische Ernährung kann zu einer niedrigen Q10-Zufuhr führen[21].
5. Stress und Umweltgifte
Chronischer oxidativer Stress durch Umweltgifte, UV-Strahlung oder Rauchen erhöht den Verbrauch von antioxidativ wirkendem Ubichinol und lässt die Q10-Speicher schneller erschöpfen[22].
Symptome eines Q10-Mangels
- Müdigkeit und Energiemangel
- Muskelschwäche oder Muskelschmerzen
- Konzentrationsprobleme
- Leistungsabfall (körperlich und mental)
- Erhöhte Infektanfälligkeit
Ein schwerer Mangel – etwa durch genetische Defekte oder hochdosierte Statine – kann in seltenen Fällen zu Herzinsuffizienz oder Muskelerkrankungen führen[23][24].
Wann kann eine Q10-Supplementierung sinnvoll sein?
- Ab dem mittleren Alter: Unterstützung der Zellenergie und antioxidativen Kapazität[25].
- Unter Medikamenteneinnahme: Ergänzung bei Statinen oft empfohlen[26].
- Chronische Erkrankungen: Positive Effekte bei Herz, Diabetes, Migräne, neurodegenerativen Erkrankungen[27][28].
- Sport: Unterstützung der Mitochondrienfunktion[29].
- Anti-Aging: Zellschutz & Hautvorteile belegt[30][31].
Fazit
Coenzym Q10 ist weit mehr als nur ein Vitalstoff: Es ist ein zentrales Element unserer Zellenergie und ein starker Schutzmechanismus gegen oxidativen Stress. Mit zunehmendem Alter oder unter bestimmten Bedingungen wie der Einnahme von Statinen nimmt der Spiegel im Körper deutlich ab. Eine gezielte Ergänzung kann daher eine sinnvolle Maßnahme zur Erhaltung von Energie, Zellschutz und Gesundheit sein – insbesondere, wenn hochwertige, gut bioverfügbare Formen wie Ubichinol oder liposomale Darreichungen verwendet werden.
Im nächsten Teil der Serie beleuchten wir die Studienlage zu den verschiedenen Einsatzgebieten von Q10 – von Herz und Blutdruck über Migräne bis hin zu neurodegenerativen Erkrankungen und Anti-Aging.
Literaturverzeichnis
- Crane FL. Biochemical functions of coenzyme Q10. J Am Coll Nutr. 2001;20(6):591–598.
- Ernster L, Dallner G. Biochemical, physiological and medical aspects of ubiquinone function. Biochim Biophys Acta. 1995;1271(1):195–204.
- Littarru GP, Tiano L. Bioenergetic and antioxidant properties of coenzyme Q10: recent developments. Mol Biotechnol. 2007;37(1):31–37.
- Folkers K, et al. Biochemical rationale and myocardial tissue data on the effective therapy of cardiomyopathy with coenzyme Q10. Proc Natl Acad Sci U S A. 1985;82(3):901–904.
- Bentinger M, et al. The antioxidant role of coenzyme Q. Mitochondrion. 2007;7 Suppl:S41–50.
- Nohl H, et al. Coenzyme Q: its role in health and disease. CRC Press, 2000.
- Matthews RT, et al. Coenzyme Q10 administration increases brain mitochondrial concentrations and exerts neuroprotective effects. Proc Natl Acad Sci U S A. 1998;95(15):8892–8897.
- Turunen M, et al. Function of coenzyme Q in energy production and antioxidation. Nutrition. 2004;20(10):931–939.
- Singh RB, et al. Coenzyme Q in cardiovascular disease. J Clin Biochem Nutr. 2007;41(1):1–8.
- Rosenfeldt FL, et al. Coenzyme Q10 in the treatment of hypertension: a meta-analysis of the clinical trials. J Hum Hypertens. 2007;21(4):297–306.
- Mortensen SA. Perspectives on therapy of cardiovascular diseases with coenzyme Q10 (ubiquinone). Clin Investig. 1993;71(8 Suppl):S116–123.
- Hodgson JM, et al. Coenzyme Q10 improves blood pressure and glycaemic control: a review of the clinical evidence. Biofactors. 2003;18(1–4):91–100.
- Deichmann R, et al. Coenzyme Q10 and statin-induced mitochondrial dysfunction. Ochsner J. 2010;10(1):16–21.
- Langsjoen PH, Langsjoen AM. Overview of the use of CoQ10 in cardiovascular disease. Biofactors. 1999;9(2–4):273–284.
- Weber C, et al. Coenzyme Q10 and physical performance: A review. J Sports Sci. 2014;32(11):977–988.
- Yubero-Serrano EM, et al. Coenzyme Q10: a review of its antioxidant and anti-inflammatory properties. Nutr Hosp. 2011;26(6):1231–1240.
- Bhagavan HN, Chopra RK. Coenzyme Q10: absorption, tissue uptake, metabolism and pharmacokinetics. Free Radic Res. 2006;40(5):445–453.
- Shoff SM, et al. Nutritional status in patients with Parkinson’s disease: association with symptoms and quality of life. Nutr Neurosci. 2017;20(1):30–37.
- Qu H, et al. Effects of coenzyme Q10 on statin-induced myopathy: an updated meta-analysis of randomized controlled trials. J Am Heart Assoc. 2018;7(19):e009835.
- Sandor PS, et al. Efficacy of coenzyme Q10 in migraine prophylaxis: a randomized controlled trial. Neurology. 2005;64(4):713–715.
- Forester BP, et al. Coenzyme Q10 as a treatment for fatigue and depression in older adults with bipolar disorder: A randomized controlled pilot study. J Clin Psychiatry. 2015;76(5):E660–E666.
- Zhang Y, et al. Coenzyme Q10 improves lipid metabolism and alleviates hepatic steatosis in nonalcoholic fatty liver disease. Sci Rep. 2021;11(1):12052.
- Bank R, et al. Coenzyme Q10 in aging and disease. Curr Drug Targets. 2008;9(2):153–159.
- Weber C, et al. Ubichinol – Bioaktive Form von Coenzym Q10. Orthomolekulare Medizin. 2020;35(2):104–110.
- Sanoobar M, et al. Coenzyme Q10 as a treatment for fatigue and depression in multiple sclerosis patients: A double blind randomized clinical trial. Nutr Neurosci. 2015;18(4):169–176.
- Del Pozo-Cruz J, et al. Physical performance benefits of CoQ10 supplementation in older adults: A meta-analysis. Ageing Res Rev. 2020;64:101193.
- Cooke M, et al. Effects of coenzyme Q10 supplementation on exercise performance in trained and untrained individuals. Br J Nutr. 2008;100(2):438–444.
- Kaikkonen J, et al. Coenzyme Q10 supplementation and oxidative stress markers. Free Radic Biol Med. 2000;28(4):607–614.
- Kontush A, et al. Role of coenzyme Q10 in HDL function and cardiovascular protection. Curr Opin Clin Nutr Metab Care. 2007;10(5):505–511.
- Mancuso M, et al. Coenzyme Q10 in neurodegenerative diseases. Neurochem Res. 2007;32(4–5):837–850.
- Shults CW, et al. Effects of coenzyme Q10 in early Parkinson disease: Evidence of slowing of the functional decline. Arch Neurol. 2002;59(10):1541–1550.
- Choi H, et al. Effects of coenzyme Q10 supplementation on fatigue and oxidative stress in healthy individuals. Nutr Res Pract. 2009;3(4):307–313.