
Was passiert eigentlich bei Arteriosklerose?
Arteriosklerose: Ein stiller Prozess mit dramatischen Folgen
Arteriosklerose, umgangssprachlich auch als "Arterienverkalkung" bekannt, ist eine der Hauptursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Doch wie entsteht diese schleichende Erkrankung eigentlich? Warum werden gesunde Arterien plötzlich enger und härter, sodass der Blutfluss behindert wird? In diesem Artikel beleuchten wir die Mechanismen hinter der Arteriosklerose und die Faktoren, die diesen Prozess beeinflussen.
Die Anatomie der Arterien – Einblick in das Gefäßsystem
Unsere Arterien bestehen aus mehreren Schichten: Die innerste Schicht, das Endothel, ist eine hauchdünne Zelllage, die das Blutgefäß auskleidet und eine entscheidende Rolle bei der Gefäßgesundheit spielt. Darunter befindet sich eine elastische Bindegewebsschicht, gefolgt von einer Muskelschicht, die für die Weit- und Engstellung der Gefäße zuständig ist. Eine gesunde Arterie ist flexibel und ermöglicht eine gleichmäßige Blutzirkulation.
Wie beginnt die Arteriosklerose?
Die Entstehung der Arteriosklerose beginnt oft unbemerkt mit einer kleinen Verletzung des Endothels. Diese kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden:
- Bluthochdruck: Ständiger hoher Druck kann die empfindlichen Endothelzellen schädigen.
- Rauchen: Giftstoffe im Tabakrauch greifen die Gefäßwände an und fördern Entzündungsreaktionen.
- Hohe Blutzuckerwerte: Diabetes kann das Endothel schädigen und die Reparaturmechanismen stören.
- Oxidativer Stress: Freie Radikale, die durch Umweltgifte oder ungesunde Ernährung entstehen, begünstigen Schäden an den Arterien.
Sobald das Endothel geschädigt ist, können Fette, insbesondere LDL-Cholesterin, leichter in die Gefäßwand eindringen. Dort werden sie von Immunzellen als „Fremdkörper“ erkannt, was zu einer Entzündungsreaktion führt.
Der Entzündungsprozess – eine fatale Immunantwort
Makrophagen, die als Teil des Immunsystems in die Gefäßwand einwandern, versuchen, das eingedrungene LDL-Cholesterin zu „verdauen“. Dabei bilden sich sogenannte Schaumzellen, die zur Entstehung einer atherosklerotischen Plaque beitragen. Diese Plaques bestehen aus Fett, abgestorbenen Immunzellen und Bindegewebe. Mit der Zeit wächst die Plaque und kann die Arterie zunehmend verengen.
Kalkeinlagerungen und Elastizitätsverlust
Ein weiterer kritischer Faktor ist die Einlagerung von Kalzium in die Gefäßwand, wodurch die Arterien verhärten. Dies führt dazu, dass sie an Elastizität verlieren, was den Blutfluss weiter erschwert. Die Kombination aus Verhärtung und Verengung führt zu einer verminderten Sauerstoffversorgung der betroffenen Organe.
Gefährliche Folgen: Wenn Plaques aufbrechen
Die wohl kritischste Phase der Arteriosklerose tritt ein, wenn eine Plaque aufbricht. Der Körper erkennt die aufgebrochene Stelle als Verletzung und aktiviert die Blutgerinnung. Dadurch bilden sich Blutgerinnsel (Thromben), die das Gefäß weiter verstopfen oder in andere Körperbereiche gelangen können. Besonders gefährlich wird es, wenn solche Thromben:
- Ein Herzkranzgefäß verstopfen – was zu einem Herzinfarkt führen kann.
- Eine Hirnarterie verschließen – was einen Schlaganfall auslösen kann.
- Eine Beinarterie blockieren – was zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) führen kann.
Weitere Risikofaktoren für Arteriosklerose
Neben den bereits genannten Faktoren gibt es weitere Aspekte, die das Risiko erhöhen:
- Erhöhte Blutfettwerte: Ein hoher LDL-Cholesterinspiegel fördert Ablagerungen, während HDL-Cholesterin („gutes Cholesterin“) dabei hilft, Fette aus den Arterien abzutransportieren.
- Bewegungsmangel: Körperliche Aktivität verbessert die Gefäßelastizität und fördert gesunde Blutfettwerte.
- Ernährungsgewohnheiten: Transfette, übermäßiger Zuckerkonsum und verarbeitete Lebensmittel begünstigen Entzündungen und Fetteinlagerungen.
- Darmflora und Arteriosklerose: Neuere Studien zeigen, dass bestimmte Darmbakterien Stoffwechselprodukte erzeugen, die die Gefäßgesundheit beeinflussen können.
Kann man Arteriosklerose vorbeugen oder rückgängig machen?
Die gute Nachricht: Arteriosklerose ist nicht unvermeidlich! Wer frühzeitig auf seine Gefäßgesundheit achtet, kann den Prozess verlangsamen oder sogar teilweise umkehren.
- Gesunde Ernährung: Eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, gesunden Fetten (Olivenöl, Nüsse, Fisch) und wenig Zucker kann Entzündungen reduzieren.
- Regelmäßige Bewegung: Sport verbessert die Durchblutung, reduziert Bluthochdruck und unterstützt den Fettstoffwechsel.
- Raucherstopp: Der Verzicht auf Nikotin ist einer der wirkungsvollsten Maßnahmen zur Gefäßgesundheit.
- Stressabbau: Chronischer Stress begünstigt Entzündungsprozesse und sollte durch Techniken wie Meditation oder Yoga reduziert werden.
Fazit
Arteriosklerose ist ein schleichender, oft symptomloser Prozess, der dramatische Folgen haben kann. Die Krankheit beginnt mit kleinen Schäden an den Gefäßwänden, entwickelt sich über Entzündungen und Plaquebildung weiter und kann letztlich zu lebensbedrohlichen Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Doch mit dem richtigen Lebensstil lässt sich das Risiko erheblich senken. Es lohnt sich also, frühzeitig auf seine Gefäßgesundheit zu achten!
© EifelSan: Was passiert eigentlich bei Arteriosklerose?